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Wie erzeugt man Hitzeinseln in der Stadt? / Weitere 31 Baumfällungen auf dem Heiligengeistfeld

Zusätzlich zu den 18 bereits Angang des Jahres gefällten Bäumen wurden am 1.6.2023 auf dem Heiligengeistfeld weitere 31 gesunde Bäume gefällt. Hier sind die Photos….

vorher
nachher
vorher
nachher
vorher (August 2009)
vorher (Mai 2022)
nachher (Juni 2023)
während der Fällaktion

während der Fällaktion
Fällung von gesunden Bäumen
Fällung von gesunden Bäumen

Die Nachbarschaft des Karoviertels und in St. Pauli wurde nicht gefragt, ob eine Aufheizung des Heiligengeistfeldes auch in ihrem Sinne ist. Die Anwort wäre vermutlich eher ein “nein” gewesen.

Fällung von gesunden Bäumen
Fällung am Boden – Pflanzung auf dem Dach / sinnvoll?
Zum Vergleich:
Ein “Haufen Grün”
Vordergrund: bisherige Bäume am Boden zerschreddert
Hintergrund: dünnes Grün in 60 m Höhe auf Stahlbeton-Grundlage & künstlich bewässert

Während man sich in unmittelbarer Nähe mit Stahlbeton, festgezurrten Wurzelballen, künstlicher Bewässerung und unter öffentlicher Bewunderung mühsam darum kümmert, dass auf 60m Höhe ein dünnes grünes Etwas aus Sträuchern, Bäumchen und Rankpflanzen auf dem Dach den Hochbunkers wurzelt, werden auf der angrenzenden Fläche jahrzehntealte gesunde Bäume und Grünflächen im Schnelldurchlauf zerstört.

umfassende Zerstörung der Grünstrukturen
aufgehäufte Wurzelballen der gefällten Bäume
Warnseile nur an den Sielleitungen

Die traurige Fällung von 18 alten Bäumen am 22. Februar 2023 wurde in diesem Video dokumentiert:

Die Fällung von 18 alten Bäumen am 22. Februar 2023

Scheinbar wird von der Freien und Hansestadt Hamburg hier das Ziel verfolgt, die Menge an Grün hier noch weiter zu reduzieren, um sodann erneut Betonsteine zu verlegen. Die Folge: eine sich im Sommer besonders stark aufheizende Hitzeinsel mitten in St. Pauli.

Nachtrag (19.6.23): Neben der Wochenzeitung DIE ZEIT hat auch der NDR mit seinem Hamburg Journal den Vorfall aufgegriffen und über die Fällaktionen berichtet. Hier sind die Links zu den Beiträgen:

=> DIE ZEIT

=> NDR / HAMBURG JOUNAL

Die Ereignisse auf dem Heiligengeistfeld lösen eine Reihe von Fragen aus:

Wie gross sind die Wärmeunterschiede zwischen den Grünflächen am Rand des Heilgengeistfeldes und den neu entstandenen Betonsteinflächen?
=> Messung 5. Juni 2023 / Abendstunde: 19:40 h
=> 20 °C (Grünbereich) bis zu 33,1°C (Pflasterfläche) => d.h. ca 12-13°C höhere Bodentemperatur

Wer trägt für diese Maßnahmen die Verantwortung?

Das Feldeck mit seinen alten Bäumen zu erhalten und zu einer Nachbarschaftsgrünzone umzuwandeln, wie der Quartiersbeirat Karolinenviertel vorschlug, stand zuvor z.B. für einen kleinen Stadtteilpark mit Hundeauslauffläche angeblich deshalb nicht mehr zur Verfügung, da die Fläche kurz zuvor und überraschend für 5 Jahre an Goldbeck Parking verpachtet worden war. Wie kam es dazu, dass der Pächter nun wiederum doch nicht mehr vor Ort ist und die Fläche zurückgegeben hat?

Warum durfte hier außerhalb der Fällsaison gefällt werden?

Wenn einer der Gründe für die Fällung der Bäume eine angebliche Kampfmittelräumung von Blindgängern wäre, ist dann zu befürchten, dass weitere Bäume an den Rändern des Heiligengeistfeldes, an der Ostseite des Hochbunkers und an der Glacischaussee auch noch gefällt werden?

Der Plan zu den Fällungen
Das Ziel der Planung…eine “ordentlich”-geplanter Autoabstellplatz,
mit graphisch anders verteilten Bäumen
Überlagerung von Fällung und Neu-Planung
Rosa umrandet sind die Bereiche, an denen die bisherigen Bäume
offenbar die “Neuordnung” störte.
Zudem sieht man, dass im linken Bereich die Baumreihe “zurückgesetzt” werden soll, damit das Heiligengeistfeld noch mehr Platz zur Verlegung von Betonsteinen bekommt.
Erläutert wird dies mit den Worten: “Fällung (zustandsbedingt)”

Wie passt das alles zu den Klimazielen des Bezirks Hamburg-Mitte?

Arbeitet der Bezirk nicht aktuell an einem ambitionierten Klimaschutzkonzept?

“Der Bezirk Hamburg-Mitte ist mittendrin. Nicht nur in der Stadt, sondern auch im Thema Klima.

Seit März 2021 wird zusammen mit externer Unterstützung nun ein integriertes Klimaschutzkonzept für den Bezirk erstellt. Ziel dieses Konzeptes ist, die nationalen sowie Hamburger Klimaziele zu erreichen, das 1,5°-Ziel einzuhalten sowie Klimafolgen abzumildern und Klimaanpassung voranzutreiben.

Im Zuge dieses Prozesses sollen Wünsche, Bedürfnisse sowie Ideen und Visionen für eine klima-freundliche Entwicklung des Bezirks ermittelt werden. Dies soll zusammen mit Akteurinnen und Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Politik, von Initiativen und Ehrenamt sowie allen Bewohnerinnen und Bewohner entwickelt, diskutiert und gestaltet werden. 

Hamburg-Mitte. Mittendrin für gutes Klima.Integriertes Klimaschutzkonzept – Fahrplan fürs Klima / Der Bezirk Hamburg-Mitte erstellt ein Integriertes Klimaschutzkonzept. Für Rückfragen wenden Sie sich an klimaschutz@hamburg-mitte.hamburg.de.”

Quelle: https://www.hamburg.de/mitte/integriertes-klimaschutzkonzept/

Dass natürlicher Klimaschutz in Städten immer wichtiger wird, ist auch von der Bundesregierung erkannt worden.

Anbei ein Link zum aktuellen “Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz”:

“Intakte Ökosysteme sind natürliche Klimaschützer. Wälder und Auen, Böden und Moore, Meere und Gewässer, naturnahe Grünflächen in der Stadt und auf dem Land binden Kohlendioxid aus der Atmosphäre und speichern es langfristig.

Sie wirken zudem als Puffer gegen Folgen der Klimakrise, indem sie Hochwasser aufnehmen und bei Hitze für Abkühlung sorgen. Und schließlich erhalten sie unsere Lebensgrundlagen, bieten wichtige Lebensräume für Tiere und Pflanzen, speichern Wasser und sind Rückzugsorte für Menschen. Mit dem Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz (ANK) machen wir deshalb Ökosysteme stark und verbinden Klimaschutz mit Natur- und Artenschutz….

Wir werden die Menschen vor Ort eng einbeziehen, denn diejenigen, die Flächen bewirtschaften, wie auch die Verantwortlichen in den Kommunen können dazu beitragen, Maßnahmen möglichst zielgenau zu gestalten. Die Maßnahmen des ANK sehen insbesondere gezielte Förderung vor, um so finanzielle Anreize für eine freiwillige Umsetzung von Maßnahmen des Natürlichen Klimaschutzes zu setzen.”

Quelle: https://www.bmuv.de/service/fragen-und-antworten-faq/fragen-und-antworten-zum-aktionsprogramm-natuerlicher-klimaschutz

Möglicherweise kann der Bezirksamtsleiter von Hamburg-Mitte, Ralf Neubauer, am 8.6.2023 im Quartiersbeirat Karoviertel die Gründe und Abstimmungen, die zu den umfangreichen Fällungen der Bäume geführt haben im Bereich des Heiligengeistfeldes erklären (siehe Termine).

Für das Feldeck gab es begrünte Varianten.

Konzept-Studie Feldeck 2022

Was wäre möglich?
Feldeck und Heiligengeistfeld werden zu einer Fläche, die während der Dom- und Veranstaltungs-freien Zeiten allen Hamburgern zur Verfügung steht. Das Heilgengeistfeld kann dann ähnlich genutzt werden, wie das Tempelhofer Feld in Berlin. Bei Veranstaltungen auf der Fläche, wie z.B. dem Dom, kommen die BesucherInnen mit Bus und Bahn oder Fahrrad. AutofahrerInnen aus dem Umland parken in den heute vielfach leerstehenden Parkhäusern der Hamburger Messe. Heute noch zu rettende Baumwurzeln, die aktuell gerade neue Triebe bilden und zeigen, dass die Bäume nicht ganz tot sind, werden erhalten.
Die für die Fällung zuständige Wirtschafts- und Finanzbehörde zahlt eine hohe Entschädigungssumme an den Bezirk Hamburg Mitte und überträgt gleichzeitig die Zuständigkeit für das Heiligengeistfeld an das Grünflächenamt des Bezirks Hamburg-Mitte, das mit diesen Finanzmitteln die Fläche gestaltet und langfristig pflegt. Diejenigen Personen, die in der Wirtschafts- und Finanzbehörde für die Fällung der insgesamt 49 Bäume verantwortlich waren, erhalten neue Aufgabenbereiche, an denen sie weniger große Schäden anrichten können.
Das Feldeck wird innerhalb der nächsten 12 Monate vollständig begrünt. Die Eröffnung des Feldeck-Stadtteilparks könnte kurz vor der nächsten OMR-Messe im Mai 2024 sein. OMR und die Stadt Hamburg können dadurch zeigen, dass sie die klimapolitischen Botschaften auf der OMR-Veranstaltung 2023 ernst nehmen vor Ort in schnell umsetzbare Projekte umsetzen:

=> siehe Rede von Luisa Neubauer auf der OMR-Veranstaltung am 10.5.23

Bis Mai 2024 kann also das Feldeck renaturiert sein und sich sodann schrittweise wieder zu einer kleinen grünen schattenspendenden Insel in St.Pauli entwickeln.

Sind Sie dafür?

=> Hier geht’s zur Umfrage

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