Das Heiligengeistfeld und das am nördlichen Rand befindliche “Feldeck” sind im Baustufenplan von 1955 als öffentliche Wege- und Sportflächen ausgewiesen.
Anstelle von Sport- und Freizeitnutzung wurde nun allerdings im nördlichen Bereich des Heiligengeistfeldes eine provisorische Stellplatzfläche für Autos eingerichtet. Diese sollte ursprünglich nur für begrenzte Zeit als Ersatzparkplatz der Messe Hamburg dienen. Seit dieser Massnahme ist allerdings ein wiederkehrendes Verkehrschaos zu beobachten.
Wie dieses Verkehrschaos aussieht, ist in diesen Videos zu sehen.
Der Quartiersbeirat Karolinenviertel hat vor diesem Hintergrund am 17. Mai 2022 über folgenden Beschlussvorschlag diskutiert:
„Der Quartiersbeirat Karolinenviertel ist nicht damit einverstanden, dass das Heiligengeistfeld und das Feldeck ohne Rückkopplung mit der Nachbarschaft für 5 Jahre an Goldbeck Parking verpachtet wurde. Der Quartiersbeirat bittet die Bürgerschaft, die Behörde für Wirtschaft und Innovation und den LIG aufzufordern, den geschlossenen Pachtvertrag unverzüglich rückgängig zu machen, auch wenn dadurch eventuell Schadensersatz in begrenztem Umfang an Goldbeck Parking zu leisten wäre. Nach Aufkündigung des Pachtvertrages soll sodann mit den umliegenden Nachbarschaften ein langfristiges und fortschrittliches Konzept für das Heiligengeistfeld entwickelt werden.“
In einem Beitrag aus dem Jahre 1921 wird die Nutzungs des Heiligengeistfeldes nach dem 1. Weltkrieg so beschrieben:
“Nach dem Kriege hat auch der Weihnachtsmarkt oder Dom wieder seinen Einzug gehalten. Das Feld dient vorzugsweise als Spiel- und Erholungsplatz für die Jugend, die hier ihre Drachen steigen läßt und sich in Ball- und anderen Spielen tummelt. Der Boden ist nur mit einer dünnen Grasnarbe bedeckt. Durch Holzgitter werden beständig einige Teile abgesperrt, auf denen Gras gesät wird. Wenn es hoch genug ist, werden diese Gebiete freigegeben und andere besät. Sonst würde die ganze Fläche bald ein einziges Sandfeld sein, auf dem man sich, besonders bei starkem Winde, kaum aufhalten könnte.” (Bertram, Ferdinand / Mein Hamburg. Heimatkundliche Spaziergänge und Plaudereien. / Zweiter Teil: Die innere Stadt. / Hamburg / Braunschweig: Verlag von Georg Westermann, 1921. / [darin: Heiligengeistfeld, S. 167-171]
Nach dem 2. Weltkrieg wird die Fläche des Heiligengeistfeldes als öffentliche Verkehrsfläche mit eingezeichneten Sportplätzen im Baustufenplan von 1955 dargestellt. Die freie Zugänglichkeit der Fläche – als öffentlicher Raum – wurde über diesen Plan rechtlich bestätigt. Eine Entwidmung der Fläche hat danach nicht stattgefunden.

Aktuell vertritt die Hamburger Behörde (Behörde für Wirtschaft und Innovation (BWI)) zusammen mit dem Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) die Position, dass sie das gesamte Heiligengeistfeld
- ohne Diskussion mit den umliegenden Stadtquartieren,
- ohne vekehrsplanerische Untersuchung,
- ohne stadtplanerische Analyse der Konsequenzen,
- ohne politische Diskussion und
- ohne Abwägung von Alternativen
ab dem 1.1.2022 für einen Zeitraum von fünf Jahren an einen Parkplatzbetreiber vermieten könne, der sodann das gesamte Heiligengeistfeld als ultra-großen PKW-, Wohnmobil und LKW-Parkplatz bewirtschaften und vermarkten darf.
Die Folgen sind: (siehe Youtube-Video und nachfolgende Bilder):
- dauerhaftes und wiederkehrendes Verkehrschaos und Rückstaus im Bereich Feldeck,
- eine vollständig blockierte Busspur beim Hamburger Dom bis zur U-Bahn Feldstrasse,
- Fahrplanverzögerungen statt Busbeschleunigung,
- blockierte Fuß- und Radwege an der Feldstrasse,
- stark gefährdete Radfahrer auf den Radstreifen der Feldstrasse,
- reihenweise Verkehrsverstösse durch unerlaubtes Einfahren in das Karo-Viertel aus dem Bereich Feldstrasse (unwirksame Beschilderung),
- Website-Empfehlungen für PKW-Nutzer, die den Hamburger DOM anfahren möchten, mit zahlreichen Stellplatzangeboten, die nur wenige Meter Fußweg versprechen,
- weitgehend leerstehende Messe-Parkhäuser mit einer Kapazität von über 1.400 ungenutzten Stellplätzen, die nur 500 m Fußweg beinhalten würden, und die 8-fache Kapazität des Feldecks haben,
- eine für die “Fahrradstadt Hamburg” bislang auffällig geringe Anzahl von Fahrradbügeln an den Eingangsbereichen zum DOM.


Welcher Verkehrsplaner würde heute noch eine Politik vertreten, durch die zusätzlicher PKW-Verkehr in Innenstadtbereiche geholt wird, anstelle bestmöglich den ÖPNV, Park&Ride und die Fahrrad-Nutzung zu fördern?
Welche Stadtgestalter würde sich bis zu 5.000 PKW- und LKW-Stellplätze auf dem Heiligengeistfeld wünschen und damit werben wollen?
Welcher Grünplaner würde in Zeiten des Klimawandels eine Bodenversiegelung zur Neu-Anlage von 176 Stellplätzen befürworten, wenn sich in unmittelbarer Nähe über 1.400 ungenutzte Stellplätze befinden?

Wem nützen die 176 PKW-Stellplätze im Bereich Feldeck, die nachweislich ein Verkehrschaos auf der Feldstrasse erzeugen?
Wir fragen uns: Gibt es Alternativen?
….und ja, die gibt es.